Befreit zum Widerstehen

Auch in diesem Jahr luden Pfarrer Norbert Littig und die Bürgermeisterin Kerstin Ternes für Sonntag, den 9. November um 11.30 Uhr zur stillen Besinnung anlässlich der Reichspogromnacht vor 76 Jahren an den Gedenkstein der Familie Schönwald an der Ecke Bankstraße/ Bischofswerdaer Straße ein.

Neben vielen Bürgerinnen und Bürgern, vereinzelten Stadträten, Herrn Pfarrer Littig und Bürgermeisterin Ternes waren auch Mitglieder des Großröhrsdorfer Gospelchors zu Gast, welche die musikalische Umrahmung übernahmen. Bürgermeisterin Kerstin Ternes betonte in ihrer Ansprache, dass es wichtig sei, der schrecklichen Ereignisse vom 9. zum 10. November 1938 zu gedenken und diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Damals wurden die Schaufenster des Kaufhauses der Familie Schönwald von aufgebrachten Nationalsozialisten zerstört und die Familie floh aus der geliebten Heimat nach Berlin.
Die Eltern Curt und Regina sowie die Tante wurden 1942 in den Osten deportiert und ermordet. Den Kindern Heinz und Suse gelang vorab die Flucht nach Südafrika. Auch heute flüchten Menschen vor Gewalt und Unrecht aus Kriegs- und Krisenregionen nach Europa, auch nach Deutschland, so Bürgermeisterin Kerstin Ternes. Wir sehen uns in der
Pflicht, diese Menschen willkommen zu heißen, sie aufzunehmen und sie in ihrer schweren Not zu unterstützen. Dem schloss sich auch Pfarrer Norbert Littig an. In seiner Ansprache – die er in diesem Jahr Nelson Mandela widmete – betonte er zudem, dass sowohl diejenigen die wegen ihrer Hautfarbe, Religion oder anderer Merkmale überall auf der Welt unterdrückt werden, genauso wenig frei seien, wie diejenigen die diese Menschen unterdrücken. Denn ihr Leben bestimmte der Hass. Dabei zitierte er eine Passage aus Mandelas Autobiographie: „Ich wusste ganz klar, dass der Unterdrücker ebenso frei sein muss wie der Unterdrückte. Ein Mensch, der einen anderen Menschen seiner Freiheit beraubt ist Gefangener seines Hasses, er ist eingesperrt hinter den Gittern seiner Vorurteile und seiner Engstirnigkeit. (... ) Als ich die Türen des Gefängnisses durchschritt, war dies meine Mission: Zugleich den Unterdrückten und den Unterdrücker befreien.” (Mandela in seiner Autobiographie). Im Anschluss und in musikalischer Begleitung des Gospelchors legten Bürgermeisterin Kerstin Ternes und Pfarrer Norbert Littig eine weiße Rose und eine weiße Lilie an den Gedenkstein der Familie Schönwald nieder.

(10.11.2014)

Musikalische Umrahmung durch den Gospelchor Großröhrsdorfzoom
Musikalische Umrahmung durch den Gospelchor Großröhrsdorf
Gedenkstein der Familie Schönwald (Bankstraße/ Ecke Bischofswerdaer Straße)
Gedenkstein der Familie Schönwald (Bankstraße/ Ecke Bischofswerdaer Straße)

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