KiTa Erfinderkinder: Zeitzeugen erzählen aus 60 Jahren Kindergarten

Am Montag, dem 05.10. 2020, starteten die Erfinderkinder aus Kleinröhrsdorf in ihre Festwoche „60 Jahre Kindergarten im Dorf“. Bereits im September wurde im Rödertal-Anzeiger darüber informiert und nach Zeitzeugen gesucht. Diesem Aufruf folgten Frau Seidel und Frau Wagner und besuchten die KiTa gleich am Anfang der aufregenden Woche.

Frau Seidel zu Gast bei den Erfinderkindern

Gleich am ersten Tag hatten wir Frau Regine Seidel aus Kleinröhrsdorf zu Besuch bei uns. Sie erzählte uns von ihrer Kindergartenzeit. Als eines der ersten Kinder durfte sie 1960 den neuen Kindergarten im Waldhäuschen besuchen. Die Erzieherin Frau Hauke kam damals persönlich zu ihnen nach Hause, um für den Kindergarten zu werben, erinnert sie sich. „Die Erzieherin ging von Haus zu Haus und frug, ob denn nicht die Kinder gern in den Kindergarten gehen möchten.“ Frau David war damals die Leiterin und wohnte selbst noch mit im Waldhäuschen. Es gab eine Kindergartengruppe mit ca. 20 Kindern. Es wurde in einem Raum gespielt, geschlafen und gegessen. Es gab auch nur eine Toilette. „Das machte uns aber nichts aus, wir waren doch jeden Tag, auch im Winter, viel im Wald!“, erzählt Frau Seidel. „Ich weiß noch ganz genau, wie wir einmal einen Ausflug gemacht haben. Nach Großröhrsdorf sind wir gelaufen, die Alte Straße entlang, zur Dammschänke. Die gibt es ja heute nicht mehr. Nachdem sie abgebrannt ist, wurde ein Wohnhaus dort gebaut. Wir waren also in der Dammschänke zu einem Puppenspiel, das war so wunderhübsch. Ich erinnere mich noch gut! Später gab es das dann auch noch mehrmals auf dem Saal in Großröhrsdorf.“ Da es im Waldhäuschen dann mit so vielen Kindern ein wenig eng wurde, entschied die Leiterin, aus dem Waldhäuschen auszuziehen. So wurde im oberen Stockwerk Platz für einen Schlafraum und unten mehr Raum zum Spielen und Toben. Gekocht hat Frau Krüger für den Kindergarten. Am Morgen die Milch, ein warmes Mittagessen und zum Vesper gab es für die Kinder Malzkaffee mit Milch. „Wir haben unsere Brote zum Kaffee selbst mitgebracht und wenn wir einen Apfel mit dabeihatten, so hat unsere Erzieherin daraus immer einen Pilz für uns geschnitzt. Das weiß ich noch ganz genau. Für mich war das so besonders, dass ich für meine Geschwister zu Hause aus einem Apfel auch so einen Pilz gemacht habe. Und für meine Enkelkinder mache ich das noch heute - so werde ich das nie vergessen. Die Zeit im Kindergarten- es war eine schöne Zeit für mich.“


Frau Wagner zu Besuch in unserer Festwoche

Am Dienstag durften wir direkt die nächste Zeitzeugin bei uns im Kindergarten begrüßen. Frau Wagner hat zwar selbst nicht die KiTa in Kleinröhrsdorf besucht, brachte uns jedoch ganz viele, tolle Spielsachen und Bücher aus der Zeit um 1970 vorbei. Darunter einen noch gut erhaltenen Puppenwagen mit Puppe von 1973. Aber auch Hammerbank, Eisenbahn, Puppenmöbel und Handpuppen wie Sandmann, Pittiplatsch und Kasperle von 1970 erkannte so manch eine Erzieherin von uns direkt wieder und freute sich über diese Raritäten. Gemeinsam mit Frau Wagner und den Kindern haben wir ein Museum in unserem Bewegungsraum eingerichtet und all diese tollen Dinge zum Anschauen ausgestellt. Direkt durch die Fenster kann man auch von außen einen tollen Einblick bekommen, wie und mit was früher so gespielt wurde. So erzählt Frau Wagner, habe sie extra Puppenmöbel und eine Spielzeugwaschmaschine angeschafft, damit ihre 1973 geborene Tochter mit ihr mitspielen kann, wenn sie sich um den jüngeren Bruder kümmern muss, der 1977 geboren ist. „Das war früher so, dass die älteren Kinder mit ihren Puppen dann mitgemacht haben. Wenn ich das Baby gebadet habe, dann hat meine große Tochter ihre Puppe gebadet.“ Ganz stolz zeigte sie uns auch die vielen Bücher und las den Kindern auch daraus vor. „Ganz einfache Kinderbücher in Reimform waren das, aber die Kinder haben sie geliebt.“ Und dann hat sie noch etwas ganz Besonderes dabei. Ein Lexikon ihrer Kinder von 1977. Es ist in die Jahre gekommen, deutlich sind die Abnutzungsspuren zu sehen. Ganz vorsichtig blättert sie darin und wird fast schon wehmütig, dass die Zeit so schnell vergangen ist. „Es ist, als wenn ich meine Kinder vor mir sehe, wenn ich so darin blättere.“, sagt sie und erzählt voller Stolz von ihren Enkelkindern, für die sie all diese Spielsachen aufgehoben hat. Wir sind froh und dankbar, dass sie ihre Schätze mit uns geteilt hat. Unser Museumsfenster am Bewegungsraum (hinterer Wirtschaftseingang) ist übrigens noch 2 Wochen zum Anschauen geöffnet, danach geben wir Frau Wagner ihre Erinnerungen schweren Herzens wieder zurück.

Juliane Höntsch
Leiterin Kindertageseinrichtung

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