Festveranstaltung anlässlich 25 Jahre Deutsche Einheit

Zur Festveranstaltung anlässlich 25 Jahre Deutsche Einheit begrüßte Bürgermeisterin Kerstin Ternes rund 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Vereinsräumen der Kulturfabrik am 29. September.

25 Jahre liegt diese ereignisreiche Zeit nun bereits zurück und war auch der Stadt Großröhrsdorf Anlass, diesen Jahrestag in einer gemeinsamen Feierstunde zu begehen. Vor 25 Jahren wurde Deutschland eins und der Freistaat Sachsen Teil der Bundesrepublik Deutschland. Trotz aller zurzeit aktuellen Probleme in Europa und der Welt haben wir das Glück, in einer freiheitlichen Demokratie, in Frieden und Wohlstand leben zu dürfen. Deshalb macht es Sinn, sich dieses vor Augen zu führen. Frau Ternes betonte, dass auch Großröhrsdorf mit seinem Ortsteil Kleinröhrsdorf sich in den vergangenen 25 Jahren sehr gut entwickeln konnte: „Unsere lebens- und liebenswerte Kleinstadt verfügt über ein reges Vereinsleben, eine moderne technische und soziale Infrastruktur, eine gesunde und leistungsstarke Wirtschaft sowie ein idyllisches und natürliches Umfeld, welches für eine vielfältige Freizeitgestaltung umfassend Raum bietet“.
Bei vielen Menschen kommen an diesem Jahrestag wieder Erinnerungen hoch an spannungsgeladene Momente, die sicher jeder unter uns anders erlebt hat, jedoch begleitet von großer Euphorie. Wenn wir heute von der Deutschen Einheit sprechen, gilt unsere Dankbarkeit all denjenigen, die uns allen eine Zukunft in einer freien demokratischen Gesellschaft ermöglicht haben.

Zu den Akteuren vor 25 Jahren gehörte auch Frank Richter, heute Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung. Der damalige Kaplan nahm am 8. Oktober 1989 an der Demonstration auf der Prager Straße in Dresden teil. Aus der Menge der von der Volkspolizei eingekesselten Demonstranten heraus gelang es den zwei katholischen Seelsorgern Frank Richter und Andreas Leuschner, in Verhandlungen mit den Polizisten einzutreten.
Herr Richter und Kaplan Leuschner bildeten die aus Demonstranten bestehende „Gruppe der 20“, die als erste oppositionelle Gruppe offiziell als Gesprächspartner der Staatsmacht – in Dresden in Person des Oberbürgermeisters Wolfang Berghofer – akzeptiert wurde.
Bis zu den ersten freien Wahlen im März 1990 blieb Herr Richter einer der wichtigsten Exponenten der Bürgerbewegung in Dresden. Aber auch als Moderator der Arbeitsgruppe
13. Februar im Jahr 2011 in Dresden oder als unermüdlicher Vermittler für einen Dialog zwischen allen Seiten seit Beginn der Pegida-Proteste Ende 2014 ist Herr Frank Richter sicher vielen bekannt. Für sein Wirken wurde er mehrfach ausgezeichnet – so unter anderem 1991 mit dem Europäischen Menschenrechtspreis, dem Bundesverdienstkreuz 1995 und der Sächsischen Verfassungsmedaille 1997. Daher freute sich die Bürgermeisterin sehr, als Herr Frank Richter zur Großröhrsdorfer Veranstaltung eine Festrede zusicherte.

In seiner Rede beschrieb Richter, wie für ihn sein Traum „ohne Angst vor ideologischen Repressalien leben zu können“ erfüllt wurde. Er betonte in seiner Ansprache, die Wichtigkeit des Erinnerns als Gemeinschaft gerade in einer sich stetig veränderten Zeit. Und er hob hervor, dass die Demokratie die alleinige Staatsform ist, um alle Interessen zu erfassen und nivellieren zu können. Dafür rief er zum gegenseitigen Meinungsaustausch aus. „Für die Demokratie ist Empathie und Perspektivenwechsel unabdingbar“ so Richter. Dies erst ermöglicht, sich den stetigen Veränderungen in der Gesellschaft anpassen zu können.

Frank Richter während seiner Festrede
Frank Richter während seiner Festrede

Stadtverwaltung Großröhrsdorf   Rathausplatz 1   01900  Großröhrsdorf