Hinter Großröhrsdorfs Straßennamen geleuchtet: Carl-Rosen-Straße

Eine Straße trägt seinen Namen und unmittelbar vor dem Rathaus befindet sich ein Gedenkstein des Großröhrsdorfer Ortskindes. Wer war Carl Rosen und warum erinnern wir uns noch heut an ihn?

Der Dichter und Revolutionär Carl Rosen wurde am 24. Oktober 1811 in Großröhrsdorf im Matz’schen Bauerngut, hinter dem früheren Elektrizitätswerk, geboren. Die Mutter war die hiesige Bauerntochter Johanna Eleonore Schöne und sein Vater der Mühlenbesitzer Johann Friedrich Richter. Wann genau er sein Pseudonym „Carl Rosen“ annahm, ist nicht bekannt, denn sein bürgerlicher Name war eigentlich Carl Friedrich Richter.

Rosens Kinderjahre verliefen verhältnismäßig freudlos – sie waren geprägt von Prügel und harter Arbeit, sodass er nur wenige Stunden am Schulunterricht teilnehmen konnte. Ein Gesetz zum regelmäßigen Schulbesuch gab es zwar, doch wurde es nicht eingehalten.

Trotz seiner geringen Schulbildung verfasste er kurz nach seiner Konfirmation Gedichte, die vor allem Ungerechtigkeit anprangerten. Als 16-jähriger setzte er sich in Spottgedichten mit Unzulänglichkeiten in seinem Heimatort auseinander, was ihm eine mehrwöchige Gefängnisstrafe einbrachte. Inhalt der Gedichte war der Streit und Zank um die neu angeschafften Kirchglocken in Großröhrsdorf.

Nach seiner Entlassung erkannte er, dass sein Leben so wie bisher nicht weitergehen konnte.
Er schrieb für Leute, die Gedichte sowohl für freudige als auch traurige Ereignisse bei ihm bestellten. Mehr als 189 Gedichte sind von Rosen bekannt. „Ständchen für Neuvermählte“, „Tafellieder für eine Gesellschaft“ oder „Zum Totenfest“ sind nur einige Beispiele.

Er wurde ein Gelegenheitsdichter, dem die Gedanken nur so zuflogen. Schließlich nahm er Abschied von seiner geliebten Großmutter, um in die Welt zu ziehen. Er trat unter anderem in Wien, Leipzig und Berlin als Stehgreifdichter (Improvisator) öffentlich auf. Dabei erntete er überall Beifall und verdiente so gleichzeitig seinen Lebensunterhalt.

Von 1832 bis 1838 diente Rosen als Soldat beim Fußartillerie-Regiment in Dresden und zeitweilig auch als Wachposten auf der Festung Königstein. Nach seinen Erlebnissen während der Militärzeit auf der Festung Königstein stellte er in weiteren Gedichten und auch in dem „Lied eines deutschen Wanderers“ die damaligen Missstände an den Pranger.

So ist auch zu verstehen, dass sich Rosen aktiv an den revolutionären Ereignissen im Mai 1849 in Dresden beteiligte. Bei dem begonnenen bewaffneten Aufstand wurde die Einführung der Reichsverfassung in Sachsen gefordert.
Auf der Seite der „provisorischen Regierung" stehend, erhielt er den Auftrag, aus Bretnig, Großröhrsdorf und Radeberg Männer für den Kampf in Dresden zu sammeln. Die Niederlage der Aufständischen hatte für Rosen und weitere 642 Teilnehmer mehrjährige Zuchthausstrafen wegen Hochverrats zur Folge.

Gesundheitlich gezeichnet, auf Gnadengesuch vorzeitig entlassen, kehrte er körperlich und seelisch gebrochen mit seiner Familie zurück nach Großröhrsdorf. Den Lebensunterhalt verdiente er sich wieder als Literat und Gelegenheitsdichter.

Wie sehr die Haftstrafe in Waldheim seine Gesundheit und Schaffenskraft zerstört haben, zeigen folgende Zeilen:

„Noch immer fühl ich mich befangen.
Noch bin ich nicht die Ketten los –
Ach hätte man mich doch gehangen
Der Unterschied wäre nicht so groß.
Ich bin ein freigelassener Sklave
Belegt mit ewigen Verdacht –
Man fürchtet, dass die guten Schafe
Mein Anblick zu Rebellen macht.“

Am 4. Mai 1862 im Alter von nur 51 Jahren verstarb Carl Rosen in Großröhrsdorf. Mit einem Gedenkstein vor dem Rathaus von 1967) und dem Straßennamen ehrten die Großröhrsdorfer den Verskünstler und Freiheitskämpfer Carl Rosen.

Quelle: Großröhrsdorf in Geschichte und Geschichten – Gottfried Nitzsche

Gedenkstein vor dem Rathaus zoom

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