Erinnerung an Herrn Sanitätsrat Dr. med. Eduard Linke (1858-1942)

Im Rahmen des Stadtfestes wurde am 15. Juni am Wohnhaus Poststraße 1 mit der Enthüllung der Gedenktafel das Leben und Wirken eines echten Großröhrsdorfer Volksarztes, Dr. med. Eduard Linke, gewürdigt.

Im Rahmen des Stadtfestes haben sich Frau Bürgermeisterin Kerstin Ternes, Herr Landtagsabgeordneter Aloysius Mikwauschk, Herr Medizinalrat Dr. Adolf Scholz, Vertreter des Stadtrates Großröhrsdorf und interessierte Bürger am 15. Juni am Wohnhaus Poststraße 1 zusammengefunden, um das Leben und Wirken eines echten Großröhrsdorfer Volksarztes, einem echten Original - würde man heute sagen - zu würdigen. Auf Initiative von Herrn Medizinalrat Dr. Adolf Scholz, wurde veranlasst, dass sich die Gremien der Stadt mit dem Leben und Wirken von Dr. Linke im Rahmen des Stadtfestes 2014 erneut befassten. So nahm sich insbesondere der Vorstand der Gemeinnützigen Stiftung städtischer Einwohner Großröhrsdorf dieser Aufgabe an. Es bestand sehr schnell Einigkeit, das Wirken von Sanitätsrat Dr. Linke mit der Anbringung einer Gedenktafel an seinem Wohnhaus Poststraße 1 zu ehren und seinen Grabstein auf dem Äußeren Friedhof Großröhrsdorf aufarbeiten zu lassen. Dr. Eduard Linke wurde am 7. September 1858 in dem kleinen Dorf Görlitz, Kreis Glogau, als neuntes Kind in einem alten schlesischen Bauerngeschlecht geboren. Er verbrachte eine sorglose Kindheit in ländlicher Idylle.
1879 legte er am humanistischen Gymnasium in Glogau seine Reifeprüfung ab und promovierte nach erfolgreichem Medizinstudium an der Universität Halle 1885 zum Doktor der Medizin. Nach Arbeiten als Praxisvertreter in Halle und Umgebung wurde Dr. Linke im Mai 1886 als Unterarzt in die Reserve versetzt. Vier Wochen später kommt der junge Arzt nach Großröhrsdorf (der Ort wurde ihm empfohlen) und beginnt hier seine ärztliche Tätigkeit in verschiedenen Häusern, bis er 1901 seine Praxis in sein Privathaus – gegenüber dem Postamt – (heute Poststraße 1) verlegt. Auf Vorschlag der Reichsbahndirektion wurde Dr. Eduard Linke am 20. Mai 1914 vom König Friedrich August von Sachsen der Titel „Sanitätsrat“ verliehen.
50 Jahre lang (von 1886 bis 1936) arbeitete Sanitätsrat Dr. Linke als Arzt in Großröhrsdorf und Umgebung. Er wurde ein echter  Volksarzt (zahlreiche Anekdoten ranken sich um seinen Namen). Seine Patienten betreut er rund um die Uhr und sein Einzugsbereich erstreckte sich von Königsbrück bis Elstra, Stolpen und Leppersdorf, einschließlich aller dazwischen liegender Dörfer.
Sein „Fuhrpark“ bestand zunächst aus vier Pferden, mit denen er die riesigen Entfernungen oft im Galopp zu meistern versuchte. Im Jahr 1912 bekam er dann seinen ersten Kraftwagen. Von der Einberufung im ersten Weltkrieg blieb er 56-jährig verschont.
Herr Dr. Linke wirkte weiterhin als Schularzt, betreute das städtische Versorgungsheim, hielt Aufklärungsvorträge vor Berufschülern und war seit 1887 Bahnarzt.
Während der langen Jahre der Betreuung seiner Patienten zu jeder Tages- und Nachtzeit blieb nicht viel Zeit für sich selbst. Vielleicht war es ein Grund, dass Dr. Linke Junggeselle blieb. Außer seiner Tätigkeit als praktischer Arzt arbeitete Dr. Linke am hiesigen Stadtkrankenhaus und wurde am 30.06.1936 nach 42 Jahren als leitender Oberarzt am städtischen Krankenhaus „Carl Großmann Stift“ feierlich verabschiedet und mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Sanitätsrat Dr. Linke konnte auf ein erfülltes Arztleben zurückblicken, als er am 14. Juli 1936 seine Praxis niederlegte und das Hörrohr aus der Hand gab. 50 Jahre – fast ein Menschenalter – hat er den schweren und schönen Beruf des Arztes unter heute nicht vorstellbaren Belastungen zum Wohle der Menschen des Rödertales und seiner Umgebung ausgefüllt und Erfüllung dabei gefunden – wahrhaft ein sinnvolles Leben. Seine humorvolle Art, die Güte und Väterlichkeit, die Eindringlichkeit seiner Ratschläge – oft wiederholend – und das unvermeidliche „Also“ zwischen den Sätzen, deshalb im Volksmund „Dr. Also“ genannt. Sanitätsrat Dr. Linke verbrachte noch etwa sechs Jahre als Ruheständler in Großröhrsdorf – von allen verehrt und geachtet. In seinem Testament verfügt Dr. Eduard Linke, dass sein Haus in der Poststraße 1 an die Stadt übergeht. Am 11. August 1942 verstarb er 84-jährig. Sein Grab befindet sich auf dem Äußeren Friedhof in Großröhrsdorf. Es wird im Auftrag der Stadtverwaltung gepflegt.
Im Festumzug am 17. Juni 1973 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Großröhrsdorf sah man noch einmal den grünen Opel - einst Gefährt von Sanitätsrat Dr. Linke. Dahinter Schwestern und der Festwagen der Großröhrsdorfer Krankenhäuser. In Erinnerung an diese stadtprägende Persönlichkeit wurde im Rahmen des diesjährigen Stadtfestes die Gedenktafel an seinem Haus in der Poststraße 1 feierlich enthüllt. (Säring/26.06.2014)

Poststraße 1zoom
Poststraße 1
Gedenktafel
Auf Initiative von Dr. Adolf Scholz entstand die Gedenktafel am Haus Poststraße 1 zu Ehren Dr. med. E. Linke.
Auf Initiative von Dr. Adolf Scholz entstand die Gedenktafel am Haus Poststraße 1
zu Ehren Dr. med. E. Linke.

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